CageCalc 2: Gehegeberechnung für Kleintiere

Kleintiere: Überlegungen vor der Anschaffung

  1. Fragen an Jugendliche und Kinder
  2. Fragen an Eltern
  3. Die richtige Unterbringung
  4. Woher man seine Tiere nicht holen sollte
  5. Woher man seine Tiere holen sollte

Die Haltung von Kleintieren ist anspruchsvoll. Das Tier ist dem Menschen vollkommen ausgeliefert: umso größer ist die Verantwortung des Halters dafür, dass es seinen Pfleglingen gut geht. Daher ist es wichtig, sich gründlich zu überlegen, ob man den notwendigen Platz für ein Heimtier hat, ausreichend Zeit und nicht zuletzt: Geld. Tierhaltung ist leider ein recht teures Hobby, und ein Besuch beim Tierarzt für die Behandlung eines einzelnen Tiers kann schnell dreistellige Beträge erreichen, für die ein durchschnittliches Taschengeld nicht ausreicht. Daher sollte man die Anschaffung eines oder mehrerer Heimtiere sehr gründlich durchdenken.

1. Fragen an Jugendliche und Kinder

Du möchtest dich um eigene Tiere kümmern. Das ist eine schöne Idee, denn die kleinen Mitbewohner können uns viel Zuneigung und Spaß im Leben geben. Die meisten Kleintiere werden recht zahm, das heißt, dass sie sich ganz auf dich einstellen und du mit ihnen spielen und kuscheln (je nach Art, nicht jedes Tier findet Kuscheln toll) kannst. Aber es gibt da einen Haken: du kannst ein Tier nicht „wegstellen” wenn du keine Lust hast, dich um es zu kümmern. Ein eigenes Tier „richtig” zu halten ist eben auch richtige Arbeit! Ein Hamster oder ein Paar Kaninchen oder ein Rudel Mäuse hat jeden Tag Hunger, braucht also jeden Tag frisches Futter. Der Käfig ist auch gleichzeitig das Klo, also muss er regelmäßig geputzt werden. Auf jeden Fall musst du das alles mit deinen Eltern besprechen. Denn wenn du einmal krank wirst oder keine Zeit hast, müssen sie sich dann um dein(e) Tier(e) kümmern. Nicht vergessen: wenn Tiere erst einmal im Haus sind, kann man sie nicht einfach wieder zurückgeben!

2. Fragen an Eltern

Die meisten Kinder, die sich ein Haustier wünschen, wünschen sich einen flauschigen Gefährten, sozusagen ein lebendiges Kuscheltier. So etwas ist ein Tier aber nie: ein Meerschweinchen oder ein Kaninchen hält meistens zwar still (besonders wenn es verängstigt ist), aber häufig bedeutet ungewolltes „Kuscheln” für die Tiere nichts als Stress und Angst pur. dass die Pflege eines Tiers manchmal richtig harte Arbeit sein kann, ist Kindern außerdem meistens nicht bewusst. Diese „Schattenseiten” werden beim Wunsch nach einem Heimtier normalerweise verdrängt. Und sobald das Tier eine Weile im Haus ist, der Reiz des Neuen also verflogen ist, wird die tägliche Arbeit schnell lästig.

Wenn Sie für Ihr Kind ein oder mehre Tiere anschaffen, seien Sie also darauf gefasst, dass Sie es/sie im schlimmsten Fall selbst versorgen müssen. Insbesondere für kleinere Kinder ist ein „eigenes” Tier häufig sowieso keine gute Idee, weil diese beim Kuscheln gelegentlich auch einmal recht grob sein können, ohne es zu wollen. Das Tier weiß davon nichts, merkt nur dass ihm gerade etwas wehtut, und wehrt sich vielleicht. Schuld trägt es aber keine, und auch Ihrem Kind ist damit kein Gefallen getan, wenn es von nun an vielleicht Angst vor Tieren hat.

Auch die Kostenfrage sollte wohlüberlegt sein. Neben einmaligen Kosten vor der Anschaffung (z.B. Gehege und Einrichtung) gibt es regelmäßige Kosten (z.B. Einstreu und Futter), und außerdem können Besuche beim Tierarzt notwendig werden, und die sind leider nicht billig. Außerdem gibt es für Kleintiere normalerweise keine Krankenversicherung (für Hunde und Katzen gibt es so etwas, aber eben nicht für Kleintiere wie Meerschweinchen, Mäuse oder Ratten). Ist das Tier einmal im Haus, ist es zu spät, sich darüber Gedanken zu machen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der häufig vernachlässigt wird, ist die Anzahl der Tiere. Während Hamster Einzelgänger sind, denen man mit Artgenossen im selben Käfig keinen Gefallen tut, sind viele andere Kleintiere hochsoziale Gruppentiere. Beispielsweise ist es schlichte Tierquälerei, ein einzelnes Meerschweinchen zu halten. Dasselbe gilt für Mäuse, Ratten, oder auch für Kaninchen.

3. Die richtige Unterbringung

Bevor man ein Kleintier ins Haus holt, ist es unbedingt erforderlich, sich die Unterbringung zu überlegen. Die meisten Nage- und Kleintiere werden in festen Gehegen gehalten. Dies können Flachgehege sein (Meerschweinchen, Kaninchen), oder Etagenkäfige (Mäuse, Ratten) oder Terrarien bzw umgewidmete Aquarien (Rennmäuse). Ein geeignetes Gehege kann mitunter recht teuer sein, und es gibt häufig einiges zu beachten. Wie groß muss es sein, was für Ausstattung gehört hinein? Antworten können Fachbücher geben, oder Liebhaberforen im Internet. Bei der Bestimmung der geeigneten Größe kann natürlich auch der CageCalc helfen.

Mitunter werden insbesondere in Tierhandlungen skandalös kleine Gehege als geeignet empfohlen, was dazu führt, dass beispielsweise Hamster allzu häufig bis heute in berüchtigt winzigen Käfigen vegetieren müssen. Ganz grundsätzlich kann ich nach jahrelangen schlechten Erfahrungen leider über die Fachkompetenz der meisten „Fachgeschäfte” für Tierzubehör und -futter nicht viel Gutes sagen. Ein „Beratungsgespräch” dort hat immer das Ziel, dem Interessenten etwas zu verkaufen: das Interesse des Tiers bleibt dabei normalerweise auf der Strecke. Daher kann ich nur dringendst empfehlen, sich an anderer Stelle kundig zu machen: zu praktisch jeder Kleintierart gibt es Bücher, Vereine, Internetforen sowie Empfehlungen durch den deutschen Tierschutzbund.

4. Woher man seine Tiere nicht holen sollte

Tierhandlungen

Die meisten Kleintiere werden heutzutage in der Tierhandlung erworben. Dies ist eine traurige Tatsache, denn Tiere in diesen „Fachgeschäften” fristen ihr Dasein normalerweise in viel zu kleinen Gehegen. Eine tierärztliche Behandlung findet beinahe niemals statt, denn wie oben erwähnt kostet eine solche schnell dreistellige Beträge, während eine Farbratte beispielsweise derzeit für rund 10-15 Euro den Besitzer wechselt. Eine tierärztliche Behandlung lohnt sich also für das Geschäft nicht: es ist nun einmal billiger, das Tier verenden zu lassen, und genau das passiert normalerweise. Die ganze Branche ist an Zynismus kaum zu überbieten, die Tiere sind reinste Ware, nicht mehr. Die Zufriedenheit oder auch nur Gesundheit eines Tiers spielt keine Rolle.

Gerade bei Nagetieren kommt das Problem der Geschlechtertrennung hinzu. Da die meisten dieser Arten in freier Wildbahn starken Gefahren ausgesetzt sind, hat die Evolution sie zu wahren Meistern der Vermehrung gemacht. Ein Vielzitzenmaus-Weibchen kann in einem einzigen Wurf 14 und noch mehr Jungtiere auf die Welt bringen, die Tragezeit beträgt nur wenige Wochen, und der Deckakt dauert mitunter nur einige Sekunden. Daher muss bei Jungtieren rechtzeitig vor Erreichen der Geschlechtsreife auf Trennung der Geschlechter geachtet werden, was in Tierhandlungen häufig unterbleibt. In der Folge ist beim Kauf in der Tierhandlung ein Mäuse-, Ratten- oder Meerschweinchenweibchen oftmals trächtig.

Aufgrund des wirtschaftlichen Drucks kaufen Tierhandlungen Kleintiere normalerweise bei örtlichen Vermehrern. Auch dort ist an eine artgerechte Haltung nicht zu denken: angesichts von Beträgen von wenigen Euro, für die ein Jungtier eingekauft wird, diktieren die geringen Gewinnspannen geradezu tierquälerische Haltung in Kleinstgehegen. Jungtiere werden zudem häufig zu früh vom Muttertier getrennt, um die Kosten weiter zu drücken: in der Folge sind diese Welpen mitunter regelrecht verhaltensgestört, was man aber häufig erst längere Zeit nach dem Kauf feststellt.

Erschwerend kommt hinzu, dass ein Kauf in der Tierhandlung normalerweise eher spontan erfolgt, weil man beim Anblick eines Bewohners der dortigen Käfigregale „schwach” geworden ist, oder weil man Mitleid mit dem Tier hat. Unter dem Strich verbessert man damit aber nichts; man kann sogar dadurch, dass man das einzelne Tier herauskauft, die Gesamtsituation verschlimmern. Denn der Tierhandlung ist egal, warum man ein Tier kauft: Umsatz ist Umsatz, und ein verkauftes Tier bedeutet lediglich Platz für ein neues vom örtlichen Vermehrer.

(„Hobby”-)Züchter

Häufig findet man in der Zeitung oder im Internet Annoncen von „Hobbyzüchtern”. Diese geben vor, in kleinem Maßstab Nachwuchs von artgerecht gehaltenen Tieren zu verkaufen. Mitunter wird sogar angeboten, die beworbenen Haltungsbedingungen vor Ort zu begutachten. Eine Garantie für tatsächlich artgerechte Haltung ist das aber leider nicht. Es gibt natürlich gewissenhafte Kleinzüchter, die ihre Tiere gut behandeln und bei denen man eigentlich bedenkenlos Tiere kaufen könnte. Raten würde ich dazu allerdings allein schon aufgrund der großen Zahl von Kleintieren, die in Tierheimen und Notfallstationen auf Vermittlung warten, trotzdem nicht.

Außerdem kann sich leider hinter einer solchen Anzeige auch ein besonders skrupelloser Züchter verbergen, der seine Tiere trotzdem in großem Stil im Keller oder Schuppen vermehrt. Ein Teil der Tiere wird dann in die Wohnung geholt und unter dem Etikett „von privat” verkauft, weil dies höhere Erlöse verspricht. Der Rest wird an Tierhandlungen abgegeben, kränkliche oder missgebildete Tiere mitunter sogar als „Futtertiere” (z.B. für Schlangenhalter). Wie gesagt, nicht hinter jeder Anzeige verbirgt sich so ein Vermehrer. Ein seriöser Züchter zeigt bereitwillig die Haltungsbedingungen von Weibchen und Böckchen, hält die Tiere nicht unkontrolliert zusammen, die Tiere sind gut ernährt und werden nicht zu früh vom Muttertier getrennt. Wirklich sicher wissen kann man es aber eben nie, egal wie positiv der erste Eindruck sein mag.

Das eigentliche Hauptargument gegen den Kauf von Kleintieren (besonders Nager wie Mäuse und Ratten) ist aber ein anderes. Denn in den Tierheimen im gesamten Land fristen ständig Tausende Kleinnager ihr Dasein, die Heime und Notfallstationen sind vollkommen überlastet. Daher rate ich selbst bei bekanntermaßen seriösen Züchtern von einem Kauf ab.

5. Woher man seine Tiere holen sollte

Nachdem ich im vorherigen Abschnitt begründet habe, warum ich vom Kauf von Tieren sowohl in Tierhandlungen als auch bei Züchtern grundsätzlich abrate, stellt sich natürlich die Frage, an wen man sich denn anstelle dessen wenden soll. Im Normalfall gibt es hierfür zwei Möglichkeiten.

Tierheime

Die meisten Tierheime quellen förmlich über vor Tieren, die von ihren Haltern nicht mehr gewollt werden, oder die ausgesetzt und gefunden wurden. Jedem Tier, das man von diesem Schicksal erlöst, tut man einen großen Gefallen. Häufig sind diese Tiere sehr lieb und zahm, aber angesichts der Vielzahl zu stopfender Mäuler im Tierheim kann ihnen dort nicht die notwendige Zuwendung zuteil werden. Gerade Nagetiere stellen aufgrund ihrer rasanten Vermehrung außerdem ein gigantisches Problem dar: so werden bei Wohnungsauflösungen immer wieder Hunderte Tiere vorgefunden, deren Besitzer irgendwann die Kontrolle verloren hatte, und die danach irgendwie untergebracht werden müssen. Aufgrund solcher Fälle und auch sonst immer wieder vorkommenden ungeplanten Vermehrungen findet man in Tierheimen und Pflegestationen zudem auch immer wieder sehr junge Tiere.

Ein Tierheim ist normalerweise für jeden Pflegling dankbar, den man zu sich nach Hause holt. Denn dies bedeutet Platz für neue Tiere, deren Aufnahme die Tierheime mittlerweile wegen Überfüllung häufig genug ablehnen müssen. Üblich sind bei der Übernahme eines Tiers aus dem Tierheim ein ausführliches Vorgespräch und ein Überlassungsvertrag, moderate Schutzgebühren sind ebenfalls nicht selten. Im Fall von Nagetieren arbeiten die Tierheime außerdem häufig mit weiteren Vereinen zusammen, die ihrerseits private Notfallstationen unterhalten. Ein Anruf dort als erster Anlaufstelle lohnt sich also so gut wie immer.

Notfallvermittlung im Internet

Alternativ zur Vermittlung über Tierheime haben sich entsprechende Liebhaberforen bewährt. Ein seriöses Forum erkennt man unter anderem daran, dass die Annoncierung von Tieren durch Züchter dort normalerweise untersagt ist und ausschließlich Notfälle vermittelt werden. Die Mitgliedschaft in einem solchen Forum hat auch den Vorteil, dass man später bei Fragen und Problemen Ansprechpartner hat, die gerne ihren Erfahrungsschatz teilen.

Bei seriöser Vermittlung stellt die Notfallstelle üblicherweise viele, mitunter auch lästige Fragen. Diese sollte man erdulden, denn die Vermittler haben leider schon einiges erlebt, und die Fragen dienen letztlich dem Zweck, dass beide Seiten später ein ruhiges Gewissen haben können. Üblich sind Überlassungsverträge und mindestens eine Vor-, meistens noch eine Nachkontrolle der Haltungsbedingungen einige Wochen später. Die Vermittlung ist außerdem häufig mit (relativ geringen) Schutzgebühren verbunden. Diese dienen in erster Linie dazu, Tierarztkosten zumindest zum Teil abzufangen. Ein willkommener Nebeneffekt ist, dass die Tiere durch moderate Schutzgebühren für jene Zeitgenossen, die eventuell auf der Suche nach billigen „Futtertieren” sind, normalerweise ebenfalls uninteressant werden.

Ein großer Vorteil von Tieren aus Notfallstellen ist gerade bei Kleinnagern nicht zu unterschätzen: da die ehrenamtlichen Helfer, die sich der Tiere annehmen, normalerweise über jahrelange Erfahrung verfügen, ist die Wahrscheinlichkeit, ein Tier mit einer unentdeckten Erkrankung oder Trächtigkeit zu bekommen, äußerst gering. Tiere aus den Vermittlungsstellen sind im Gegenteil normalerweise gesund, frisch gegen Parasiten behandelt und an Menschen gewöhnt. Gerade der letzte Aspekt macht solche Tiere übrigens für Anfänger besonders interessant.